Tja, jetzt also doch: Biennale! Ich bin verzaubert – von den Giardini, von den hübschen, villenähnlichen Länder-Pavillons, von der Kunst! Die gibt es hier in gut verdaulichen Dosen, ist doch immer der Weg zum nächsten Pavillon zurückzulegen, bevor die Sinne erneut gereizt werden. Daher hier erst einmal einige allgemeine Impressionen von dem wunderschönen Ausstellungsgelände:
Hinsichtlich der Exponate war mein absoluter Favorit der Belgische Pavillon mit dem Beitrag „Kreupelhout – Cripplewood“ von Berlinde De Bruyckere. Ich stand davor und hatte das Gefühl, dass diese Skulptur ein lebendes, schwer verwundetes Wesen ist. Gänsehaut!!!
Sehr spannend fand ich auch den israelischen Beitrag (Gilad Ratman, The Workshop): Coole, etwas schräge Musik, Loch im Boden, DJ-Mischpult linkerhand, und im Hintergrund zelebriert der DJ auf der Videoleinwand seine Kunst… Es ist wie beim Krimi-Dinner: Was ist hier passiert? Nachdem man alle Ebenen des Pavillons besichtigt hat, weiss man es. Und so geht die Geschichte: Eine Gruppe unternimmt eine Expedition und gräbt einen Tunnel, an dessen Ende sie aus dem israelischen Pavillon rauskrabbelt (–> das Loch). Daraufhin modellieren die Gruppenteilnehmer in einem Happening aus Ton ihre eigenen Köpfe. Diese durchbohren sie schließlich auf recht grausame Art mit Mikrofonen, in welche sie dann ihren ganzen Weltschmerz hauchen, kreischen und schluchzen. Diese fast tierischen Geräusche hat der DJ dann wieder unter seine Musik gemischt. Got it?
Dass Francia und Germania ihre Pavillons getauscht hatten, war ja bereits in der Presse breitgetreten worden. Für Deutschland hat sich unter anderem Ai Weiwei ins Zeug gelegt, der ja erst kürzlich hier im Blog-Eintrag zur EMSCHERKUNST seinen Auftritt hatte.
Großbritannien bleibt mir vor allem mit großflächigen Wandgemälden in Erinnerung und – vielen Dank dafür – einem richtig guten „Cuppa“, den wir im rückwärtigen Gartencafé genießen durften:
Russland schmiss mit Gold um sich, das Ganze war aber noch nicht einmal ungefährlich: Die Gliedmaßen sollte man tunlichst unter dem schützenden Plastikschirm belassen und selbst dann kam es vor, dass die Münzen den Schirm durchschlugen. Autsch!
Joana Vasconcelos hat für Portugal den Pavillon kurzerhand aufs Wasser verlegt. Sie hat eine Lissabonner Fähre außen mit Azulejos-Fliesen verkleidet und im Inneren ein in blaues Licht getauchtes Wunderland entstehen lassen: